Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

 

 

2019 – Eine Wohnmobilfahrt zum 75igsten

Die Reise mit "Besonderheiten"

Ein 75. Geburtstag ist Anlass genug, ein Treffen mit lieben Menschen per Campingfahrzeug zu organisieren.  Die Einladungen waren erledigt und ebenfalls die Zusagen eingetroffen.

So machten wir uns mit unserem Wohnmobil mit einigen Zwischenübernachtungen auf den Weg nach Bayerbach in der Nähe von Passau.

Bayerbach ist eine kleine Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn und ein Mitglied der Verwal-tungsbemeinschaft Bad Birnbach. Der Ort war Teil des Kurfürstentums Bayern und bildete eine geschlossene Hofmark, deren Sitz Bayerbach war. Bayerbach gehörte unter anderem den Edlen von Etzenberg, den Grafen von Tattaenbach und den Grafen von Arco auf Valley. Das entsprechende Schloss mit drei Ecktürmen stand nördlich der Pfarrkirche. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die Gemeinde Steinberg, zu der auch Bayerbach gehörte. Sie wurde im Jahr 1875 in Bayerbach umbenannt. Mehr ist zu diesem Ort nicht zu sagen, außer, dass dort ein sehr schöner Campingplatz liegt: Der Vital Camping Bayerbach.

 

Die terrassenförmige Lage mit Panoramablick auf die schöne Landschaft versprechen Campingfreude pur. Eine mediterran gestaltete Wellnesslandschaft mit Thermal­hallen­bad, Saunen, Kosmetikstudio und Praxis für Physiotherapie ist ebenfalls vorhanden und das Thermalbad ist sogar im Platzpreis inbegriffen, also genau das Richtige für die ältere Generation mit Rückenproblemen. Unmittelbar neben der Rezeption befindet sich der urig einge-richtete  Gasthof Huckenhamer Stadl. Hier werden neben internationalen Gerichten auch Bayerische Spezialitäten angeboten - sehr lecker.

Die Geburtstagsgäste waren pünktlich da und wir haben dann gemeinsam die angenehmen Seiten des Platzes  genossen – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Feier auf einem Campingplatz zu machen hat diverse Vorteile: Jeder hat seine eigene Behausung dabei und spätestens ist ab 23:00 Uhr Nachtruhe einzuhalten. So ist ein ausschweifendes Ende einer Feier ausgeschlossen – praktisch.

Da der Norden von Deutschland von Bayerbach als Ziel am unlogischsten war, haben wir uns nach der Verabschiedung von unseren Gästen eben für diese Richtung NORD entschieden. Kaum vom Platz begab sich die erste „Besonderheit“, wir hörten beim einschlagen der Lenkung nach links, und nur nach links, ein eigenartiges Klacken.

Gott sei Dank entdeckten wir auf in der Nähe eine große Auto-Werkstatt. Wieder einmal ein Bosch-Car-Service, die Firma Auto Schuster war unsere Rettung. Ein sehr freundlicher Werkstatt­mitarbeiter stellte fest, dass die Achsmanschette vorne rechts wohl eine „Macke“ hat, würde aber keine sofortige Reparatur erfordern, na ja, hoffentlich hat er auch Recht dachten wir. (Die Manschette wurde dann auch wirklich erst zu Hause erneuert, ca. 110,00 €uro). Wir fuhren alsl mit einem leicht ungutem Gefühl trotzdem weiter Richtung Norden nach Kehlheim. Der Donaudurchbruch stand schon länger auf unserer Wunschliste.

Der Donaudurchbruch bei Weltenburg ist eine Engstelle des Donautals im niederbayerischen Landkreis Kelheim. Der in der südlichen Frankenalb gelegene Talabschnitt wird offiziell  Welten-burger Enge genannt. Dieser Talab­schnitt wurde Februar 2020 als nationales Naturmonument ausgewiesen.

Einzigartige Felsformationen, die unter anderem Namen wie „Napoleons Koffer”, „Peter und Paul” oder der „Bienenkorb” tragen, machten die Schifffahrt zu einem tollen Erlebnis. Die Fahrt durch den Donaudurchbruch, der engsten Stelle der Donau, ist ein einmaliges Naturschauspiel. Die Bezeichnung „Donaudurchbruch“ für die Weltenburger Enge trifft geologisch gesehen eigentlich nicht zu, da das Tal bereits im Eiszeitalter von mehreren Donaunebenflüssen größtenteils ausgeräumt wurde. Diese hatten sich im Wege der rückschreitenden  Erosion bergwärts vorgearbeitet und schufen vor rund 80.000 Jahren das heutige Bett der Donau. Das  ursprüngliche Tal der Donau war das untere Altmühltal . Erst seit der vorletzten Kaltzeit, der Riß-Kaltzeit, änderte die ursprünglich weiter nördlich fließende Urdonau („Altmühldonau“) ihren Lauf und nutzte nunmehr die Rinne der schon bestehenden Weltenburger Enge; die Donau ist also hier nicht selbst durchgebrochen, im Gegensatz zum Donaudurchbruch bei Beuron nahe Sigmaringenin Baden-Württemberg. Bei der Untersuchung der Schotterterrassen stellte man fest, dass die Donau hier nur die untersten 10–15 m ausschürfte, während die kleineren Nebenflüsse vorher schon ein Tal von 180 m Tiefe eingegraben hatten.

Bayreuth hatten wir uns als nächstes Ziel ausgedacht, da wir dort noch nie waren. Und eine Stadt, die weltbekannt für die Richard-Wagner-Festspiele ist, darf natürlich nicht fehlen. Bayreuth ist eine kreisfreie Stadt im Regierungs­bezirk Oberfranken und zählt zur Metropolregion Nürnberg. Anders als der Name vermuten lässt, gehört die Stadt erst seit dem Jahr 1810 zu Bayern.  Bayreuth liegt an den Ferienstraßen Burgenstraße und Bayerische Porzellanstraße. 

Bekannt ist die Stadt natürlich durch das Festspielhaus auf dem „Grünen Hügel“ wo die weltberühmten Richard-Wagner-Festspiele stattfinden. Etwas weniger bekannt ist das markgräfliche Opernhaus. Dieses gehört seit 2012 zum UNESCO-Weltkulturerbe und hat deutlich mehr Flair als das bekanntere Haus. Die eher bescheidene Außenarchitektur steht im krassen Gegensatz zum Innenraum. Die Pracht und die Verspieltheit der unglaublichen Verzierungen hat uns total begeistert. So hat eben ein kleines von außen unscheinbares Gebäude seine besonderen Reize. Ein Besuch lohnt sich allemal. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass man nach einem Umbau eine Art Klimaanlage unter den Sitzen eingebaut hat. So wäre auch bei unangenehmen Temperaturen eine Aufführung gut zu ertragen, im Gegensatz zu dem auf dem "Grünen Hügel". 

                                                        Kulmbach

Kulmbach, unser nächstes Zwischenziel, begrüßte und mit eher mäßigem Wetter. Da der Wohnmobilstellplatz nicht weit von der Altstadt entfernt ist, haben wir trotz des schlechten Wetters einen Spaziergang dorthin gemacht. Leider wurde uns die Freude am schönen Stadtbild genommen. Wo man hintrat und hinschaute, eine einzige Baustelle mit teilweise sehr holprigen Straßenüberquerungen. Ein Grund, irgendwann noch einmal hier her zu kommen.

Am nächsten Morgen dann natürlich strahlendes Wetter. Da die Baustellen sich über Nacht sicher nicht in Wohlgefallen aufgelöst hatten, beschlossen wir weiter zu fahren.  Aber zuerst brauchte unser WoMo Diesel, als zur nächsten Tankstelle. Und hier die nächste „Besonderheit“. Beim Tanken breitete sich unter dem Wohn­mobil ein großer Dieselsee aus. Der Schrecken war schon sehr groß und wir mussten mit Sand die Tank­stelle zumindest notdürftig reinigen. Was war denn jetzt schon wieder los? Also wieder zu einer Bosch-Werkstatt (!!) in der Nähe. Der Tankstutzen war defekt und wurde dort (Gott sei Dank relativ schnell) instandgesetzt, Kosten 88,00 €uro. Wieder ein Bosch-Car-Service der uns schnell geholfen hat. Man kann diese Firmen nur wärmsten weiter empfehlen. Und weiter ging die Fahrt Richtung Norden, nach Erfurt.

Erfurt ist die Landeshaupstadt des Freistaates Thüringen. Sie ist mit etwa 214.000 Einwohnern zugleich größte Stadt Thüringens und neben Jena und Gera eines der drei Oberzentren des Landes. Wichtigste Institutionen neben den Landesbehörden sind das Bundesarbeitsgericht, die Universität und Fachhochschule Erfurt und das katholische Bistum Erfurt mit dessen Kathedrale, dem Erfurter Dom. Darüber hinaus befindet sich in der Stadt ein knapp drei Quadratkilometer großer mittelalterlich geprägter Altstadtkern, die barocke Zitadelle Petersberg und die älteste erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. 

Im März 1970 war Erfurt Schauplatz des Gipfeltreffens von Bundeskanzler Willy Brandt mit dem damaliegen Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Willi Stoph. Brandt zeigte sich unter anderem am Fenster des Hotels Erfurter Hof. Die Menge begrüßte ihn begeistert mit „Willy, Willy“- und „Willy Brandt ans Fenster!“-Rufen. 

Im Herbst 1989 leiteten auch in Erfurt immer größere Demonstrationen die Wende und friedliche Revolution in der DDR ein. 1991 stimmten 49 von 88 Abgeordneten des Landtags für Erfurt als Thüringer Landeshauptstadt. Im Jahr 1994 wurde die Erfurter Universität neu gegründet; ebenfalls in diesem Jahr wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, das seit 1973 bestand, zum Bistum Erfurt erhoben.

 

In Erfurt waren wir das letzte Mal kurz nach dem Mauerfall, also vor knapp 30 Jahren. Wir waren sicher, dass sich alles stark verändert hat. Und es hat sich auch viel verbessert. Viele wunderbare Bauwerke sind zu besichtigen. Das bedeutendste romanische Bauwerk der Stadt ist die Peterskirche. Aus der Zeit der Gotik stammen der Erfurter Dom sowie die Kloster- und Pfarrkirchen der Altstadt, etwa die Predigerkirche oder die Kaufmannskirche. Auch der Korbhofspeicher entstand zu dieser Zeit. Die Renais­sance ist in Erfurt durch den Bau repräsentativer Bürgerhäuser geprägt. 

 

Auch so manche nachahmenswerte „Besonderheit“ hat uns sehr gefallen, z. B, wie die Parkverhinderung am Stadtmuseum. Es müssen also nicht immer die gewohnten Park- oder Halteverbotsschilder sein. Einfach ein paar rote kleinere Betonklötze mit Beschriftung und schon sieht das viel freundlicher aus und hat den gleichen Effekt. Bravo für diese Idee.

Noch eine „Besonderheit“ ist uns in Erfurt aufgefallen, ein Laden fast auschließlich für Linkshänder. Hatten wir vorher noch nie gesehen und wir mussten natürlich sehen, was es damit auf sich hat. Man kann sich kaum vorstellen, was alles dort angeboten wird. Pfannenwender, Küchenscheren und Dosenöffner, Kinderuhren, Sommeliermesser, Töpfe mit Ausguss auf der rechten Seite und natürlich Zollstöcke. Da unser Sohn Linkshänder ist, haben wir natürlich einen für ihn als Mitbringsel gekauft

Hannoversch Münden

Hann. Münden (Abkürzung von Hannoversch Mündenwar dann eines unserer nächsten Ziele.   Hann. Münden ist eine Stadt und im Landkreis Göttingen, an der Grenze zu Hessen und nicht weit entfernt von Thüringen. Der Kernort ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und befindet sich am Zusammenfluss von Werra und Fulda zur Weser. Deshalb wird die Stadt auch „Drei-Flüsse-Stadt“ genannt. Von der Lage der Stadt im Weserdurchbruchstal soll auch Alexander von Humboldt angetan gewesen sein. Über das oft verwendete Humboldt-Zitat, Münden sei „eine der sieben schönstgelegenen Städte der Welt“, gibt es allerdings keine schriftlichen Aufzeichnungen.

Schon oft sind wir an dieser schönen Stadt vorbei gefahren. Dieses Mal legten wir dort eine Übernachtung ein. Trotz des trüben Wetters konnten wir dennoch die Schönheit der Altstadt gennießen. Diese ist reich an restaurierten Fachwerkhäusern und mittel-alterlichen Kirchen wie beispielsweise St. Blasius und St. Ägidien. Auch sind hier Bauten der sogenannten Weserrenaissance, zum Beispiel das Welfenschloss Münden und das historische Rathaus zu sehen.

Lüneburg

Die Stadt Lüneburg an der Ilmenau liegt ungefähr 50 Kilometer südöstlich von Hamburg am Rande der Lüneburger Heide und gehört zur Metropolregion Hamburg. Zwei „Beson­derheiten“ sind von Lüneburg zu erwähnen.      

Der Verfall der Bausubstanz nach Ende des Zweiten Weltkriegs führte zu verschiedenen Überlegungen, wie die Wohnqualität zu verbessern sei. Ein ernsthaft diskutierter Vorschlag war, die gesamte Altstadt abzureißen und durch moderne Bauten zu ersetzen. Durch den folgenden Bürgerprotest wurde Lüneburg einer der Kristallisationspunkte für einen neuen Gedanken: den Denkmalschutz. Die Stadt wurde daraufhin systematisch restauriert und bis heute erhalten!

Am 5. Oktober 2007 erfolgte eine Namensänderung von Stadt Lüneburg zu Hansestadt Lüneburg und damit neben Stade nun die zweite Hansestadt in Niedersachsen. 2008 erhielt die Stadt von der Bundesregierung den Titel „Ort der Vielfalt“ verliehen.

Da wir noch einen Abstecher nach Dänemark machen wollten, war Flensburg ein logischer Übernach-tungsort. Außerdem war die Stadt auch für uns Neuland. Nach Kiel und Lübeck ist die  sie mit über 90.000 Einwohnern die dritt­größte Stadt des Bundeslandes und die nördlichste kreisfreie Stadt Deutschlands. Bundesweite Bekanntheit erlangte die Hafenstadt durch den Ver­sand­handel Beate Uhse und durch das Kraft­fahrt-Bundesamt. Die dort gespeicherten Punkte erinnern so manchen Autofahrer an die gemachten Fehler. 

Über eine „Besonderheit“ in Flensburg haben wir bis heute keine Erklärung bekommen können. Was haben die Schuhe über der Straße an Seilen gespannt an einigen Stellen der Stadt zu bedeuten? Im Internet findet sich nur folgende Erklärung:

Hoch oben über der sonst eher trist anmutenden Norderstraße hängen sie – Sneaker, Gummistiefel, Sandaletten. Schuhe aller Art, die vor allem eines verbindet: die alte Oberleitung der ehemaligen Flensburger Straßenbahn, an der sie baumeln. Woher sie kommen, weiß niemand so genau, nur, dass es in den letzten Jahren immer mehr wurden, bis der Weihnachtsschmuck schließlich weichen musste und dem Nordertor – einst heimliches Wahrzeichen von Flensburg und in derselben Straße gelegen – in Stadtführungen nur noch eine Statistenrolle zukam.  Immerhin eine Erklärung.

Nun also weiter Richtung Norden nach Dänemark. Wir wollten ja auch noch Besuche im dänischen Ländle machen. Zu Dänemark, amtlich Königreich Dänemark, ist kurz anzumerken. Es ist ein souveräner Staat im nördlichen Europa und eine parlamentarische Monarchie. Zusammen mit den Färöern gehört das Mutterland geographisch zu Nordeuropa. Und Grönland gehört natürlich auch zum Mutterlend, zählt aber geografisch zu Nordamerika. Daher ist Dänemark ein interkontinentaler Staat, eine „Besonderheit“ die uns bis dato nicht bekannt war. Das Staatsgebiet umfasst (ohne Färöer und Gönland) eine Fläche von 43.094 km². Es ist damit größer als die Schweiz oder der Niederlande. Zählt man Grönland und die Färöer dazu kommt man auf eine Gesamtsumme von erstaunlichen 2.210.322 km² und ist damit mehr als doppelt so groß wie z.B. Ägypten. Wegen seiner Inseln und der zerklüfteten Buchten verfügt das Land über eine verhältnismäßig lange Küstenlinie von 7314 km. Dänemarks 67 km lange Südgrenze zu Deutschland bildet die einzige Landgrenze. Ansonsten wird das Land von Nordsee, Skagerak, Kattegat und Ostsee begrenzt. Die Öresundbrücke bildet seit Juli 2000 einen festen Verkehrsweg nach Schweden.

 

Der Abstecher nach Dänemark führte uns neben anderen Orten vor allen Dingen nach Ribe. Hatten wir doch vor einiger Zeit von einem „Besonderen Hotel“ hier gehört, den Gamle Arrest. Das Den Gamle Arrest ist ein ehemaliges Gefängnis, das sich nur 500 m vom Bahn­hof Ribe entfernt befindet. Die Zimmer im Gamle Arrest verfügen entweder über ein eigenes Bad oder ein Gemeinschaftsbad. Einige Zimmer verfügen über einen erhöhten Sitzbereich. Zur Ausstattung gehören ein Wohnbereich mit einem TV, ein großer Garten/Innenhof-Café im Sommer und eine TV-Lounge. Immerhin ein recht wohnliches Gefängnis. Die Stadt Ribe selbst ist wirklich sehenswert mit einer kleinen  Altstadt und schönen Cafés.

 

   

Ab jetzt ging es naturgemäß wieder Richtung Süden, also Richtung nach Hause. Im Internet hatten wir von einer „besonderen“ holländischen Stadt in dieser Gegend gelesen, dem kleinen Städtchen Friedrichstadt, nord-friesischFräärstää, plattdeutschFriesstadt oder Friechstadt. Sie liegt zwischen den Flüssen Eider und Trenne im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Friedrichstadt wurde 1621 durch Herzog Friedrich gegründet und ist heute ein wirklich sehenswertes Kulturdenkmal. Der Herzog zielte auf die Errichtung einer Handels-metropole und holte dazu niederländische Bürger, besonders die verfolgten Remonstranten, an den Ort und gewährte ihnen Religionsfreihaeit. Infolge dieser Maßnahme siedelten sich auch Mitglieder vieler anderer Religionsgemeinschaften in Friedrichstadt an, so dass der Ort als „Stadt der Toleranz“ galt. Heute sind noch fünf Religionsgemeinschaften aktiv.

Die Bauten der schönen niederländischen Backstein­renaissance und Grachten prägen das Stadtbild des „Holländerstädtchens“. Die knapp 2600 Einwohner leben heute hauptsächlich vom Tourismus. Wenn man die flachen Boote im Wasser betrachtet, fühlt man sich wirklich nach Holland versetzt. Nach einem guten Kaffee und natürlich mit einem Boter Koekie ging es weiter Richtung Cuxhaven.

In Cuxhaven übernachteten wir auf dem Wohnmobil-Stellplatz am Fähr-hafen. Denn hier wollten wir endlich eine schon lange geplante und immer wieder verschobene Fahrt mit einem Schiff machen. Wir kauften im Fährbüro für den nächsten Tickets nach Helgoland. Das Wetter am nächsten Morgen war hervorragend und so kamen wir ohne Probleme nach etwa zwei Stunden endlich nach Helgoland. Die Insel, auch DeätLun (Helgoländer Friesisch „Das Land“,) genannt, liegt etwa 50 Km vom Festland entfernt in der Deutschen Bucht. Die ursprünglich größere Insel zerbrach im Jahre 1721 in zwei Teile; seitdem besteht die als Düne bezeichnete Nebeninsel. 

Wir spazierten bei sommerlichen Temperaturen durch die Unterstadt und haben uns den Nordseewind um die Ohren wehen lassen. Scheinbar lebt die halbe Insel vom Zollfreien Verkauf von Tabakwaren und Alkohol, denn jedes zweite Geschäft hat eben diese Artikel in großem Rahmen angeboten. Aber auch hier stießen wir auf eine „Besonderheit“. Mit allem hatten wir auf Helgoland gerechnet, aber nicht mit einer „Bielefelder“ Fischgaststätte.

 

Außerdem kennen wir nun auch den berühmten Helgoländer Spruch (abgeleitet von den Farben des Helgoländer Wappens):

Grön is dat Land, rot is de Kant, witt is de Sand. Dat sünd de Farven vun’t hillige Land.“

„Grün ist das Land, rot ist die Kant (seltener: Wand), weiß ist der Sand: Das sind die Farben von Helgoland.“

Weiter ging die Fahrt zu einem nächsten Höhepunkt: Papenburg und die Meyerweft. Papenburg ist Deutschlands älteste und längste Fehn-Kolonie (Fehn kommt von Moor). Kanäle prägen das Stadtbild in Papenburg am Oben- und Untenende und waren lange Zeit die Hauptentwick-lungsachsen. Das Netz aus Kanälen reicht vom Hafen an der Ems (Untenende) bis zum Küstenkanal im Südosten (Obenende) und hat eine Gesamtlänge von ca. 40 km. Die Stadt besitzt eine an die Niederlande erinnernde Stadtanlage mit Klappbrücken über dies Kanäle und wird auch Venedig des Nordens genannt. Ein Spaziergang ist jedenfalls sehr lohnenswert.  

In Papenburg darf man auf keinen Fall einen Besuch der Meyer Werft verpassen. Die Papenburger Werft ist Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Sie gehört zur Meyer-Neptun-Gruppe mit Sitz im luxemburgischen Senningerberg. Die Werft wurde 1795  von Willm Rolf Meyer als Holzschiffswerft am Papen­burger Hauptkanal gegründet. Das Unternehmen befindet sich in siebter Generation im Besitz der Familie Meyer. In Papenburg gab es bis 1920 etwa zwanzig Werften. Nur die Meyer-Werft überlebte bis ins 21. Jahrhundert, unter anderem weil das Unternehmen bereits 1872 auf Initiative von Joseph L. Meyer mit dem Bau von Stahlrumpfschiffen mit Dampfmaschinenantrieb begann.

Es ist auf jeden Fall überwältigend zu sehen, wie diese riesigen „Pötte“ in eine Halle auf dem Trockenen liegen. Wir konnten sogar 2 Kreuzfahrtschiffe nebeneinander im Bau sehen. Eine sehr lohnende Besichtigung.

Leider hat uns eine unverhoffte Erkrankung gezwungen, diese Reise kurzfristig abzubrechen und nach Hause zu fahren.