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Kreuzfahrt Japan - Südkorea - Shanghai

vom 15. September bis 6. Oktober 2016

Da wir ein Faible für Südostasien haben, war Japan schon länger auf unserer Wunschliste. So kam wieder einmal ein Superangebot für diese Reise gerade zur rechten Zeit und wir buchten die Kreuzfahrt Japan mit  Celebrity Cruises. Mit großer Vorfreude und Spannung bereiteten wir uns auf die Reise wieder mal ans andere Ende der Welt vor.

Um den langen Flug zu unterbrechen, flogen wir dann zunächst mit Emirates nach Dubai. Emirates bietet einfach den besten Service zum kleinsten Preis. Am nächsten Morgen ging es dann um 7:45 Uhr (mitten in der Nacht) nach Tokio. Gegen 11:00 Uhr abends landeten wir dann in dieser tollen Stadt. Der vorbestellte Transport war pünktlich zur Stelle und so erreichten wir unser Hotel in der Innenstadt ohne Probleme. 

Bereits aus der Luft hat uns Tokio begeistert. Leider schlug das Wetter um und wir konnten den Fujiyama nur erahnen. Vielleicht ein Grund, nochmal hierher zu kommen, wer weiß. Zu Tokio ist grundsätzlich zu sagen, dass diese Stadt mit ca. 15 Mio. Einwohnern nicht nur die bevölkerungsreichste Stadt des Landes, sondern als Sitz der japanischen Regierung und des Tennō auch die Hauptstadt Japans ist. Sie umfasst die 23 Bezirke auf dem Gebiet der 1943 als Verwaltungseinheit abgeschafften Stadt Tokio und ist damit keine eigene Gebiets-körperschaft mehr; stattdessen bilden die Bezirke zusammen mit den Städten und Gemeinden der westlich gelegenen Tama-Region und den südlichen Izu- und Ogasawara-Inseln die Präfektur Tokio. Diese bildet wiede-rum das Zentrum der Metropolregion Tokio-Yokohama, in der mehr als 38 Millionen Menschen leben, was die Region zum größten Ballungsraum der Welt macht.

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So beschreibt sich das Hotel im Internet und heißt übersetzt soviel wie: Das Centurion Hotel Residential Akasaka liegt in einer wirklich günstigen Lage im Zentrum von Tokio. Man hat nur 1 Gehminute von der U-Bahn-Station Akasaka und 3 Gehminuten von der U-Bahn-Station Akasaka Mitsuke entfernt. Die Zimmer sind durchweg modern und mit kostenfreiem Internetzugang (LAN) ausgestattet. WLAN konnten wir kostenlos in den öffentlichen Bereichen, d.h. an der Rezeption, nutzen.

Nach einem ganz ordentlichen Frühstück, sogar westlichen Charakters, und einem interessanten Erlebnis mit einem schlafenden "Hotelgast" sammelten wir dann die ersten Eindrücke von Tokio in unserer Region. Unser erster Eindruck: noch nirgendwo (außer evtl. Singapore) haben wir eine so saubere Stadt gesehen. Kein Papierchen oder gar eine Zigarettenkippe war zu sehen und von Graffiti selbst in den deutlich ärmeren Gegenden keine Spur, sehr erstaunlich und sicher nachahmenswert. Dabei ist Tokio heute das Industrie-, Handels-, Bildungs- und Kulturzentrum Japans mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Forschungs-Instituten, Theatern und Museen.

Mit den Flughäfen Narita und Haneda und als Ausgangspunkt der meisten Shinkansen-Linien ist es auch das Verkehrszentrum des Landes. Der Finanzplatz Tokio ist nicht nur der größte Japans, sondern zählt neben London, New York und Hongkong auch zu den fünf größten der Welt. Zudem weist die Stadt ein hohes Preisniveau  auf (haben wir deutlich gemerkt) und soll auf Platz 9 der teuersten Städte der Welt. Neben modernen Sehenswürdigkeiten wie dem Tokyo Tower oder Tokyo Skytree bietet sie auch histo-rische Anlagen wie die Kaiserlichen Gärten in Chiyoda, den Ueno-Park oder den Asakusa-Kannon-Tempel. In den vergangenen Jahren wurde die Stadt zu einem zunehmend beliebten Tourismusziel und befindet sich mit jährlich bis zu acht Millionen Besuchern aus dem Ausland unter den 20 meistbesuchten Städten.  

Eine der Sehenswürdigkeiten in der Nähe unseres Hotels war der Hie-Schrein und bequem zu Fuß zu erreichen. Der Schrein liegt auf einer Anhöhe über dem ehemaligen Inneren Graben und ist, typische für diesen Schrein, durch ein Torii zu erreichen. Diese Torii sind Elemente der traditionellen japanischen Architektur und als solche reale oder symbolische Eingangstore eines Schreins. Es handelt sich dabei um Tore aus Holz oder Stein, die oft zinnoberrot lackiert sind und die die Grenze vom Profanen zum Sakralen markieren. Die hinaufführende steile Treppe wird "Männerweg zum Sanno" , der geschwungen Weg rechts davon wird "Sanno-Frauenweg" genannt. Wir haben den etwas leichteren Frauenweg genommen und haben dann oben festgestellt, dass es etwas abseits eine Rolltreppe nach oben gibt, J haha. Oben, vor dem eigentlichen Schrein-Bezirk, befindet sich links ein überdachtes Wasserbecken, das zur Reinigung von Mund und Hand dient, und das Innere wird durch das "Göttertor" betreten. Der Schrein am Fuße des Kloster­berges Hiei fungiert auch als Schutz­schrein dieses einstmals mächtigsten Klosters von Japan. Seine zahlreichen Unter­schreine werden kollektiv zu einer Gottheit zu­sammen­gefasst, der Sannō, wtl. der Bergkönig. Dieser "Bergkönig" wird mitunter auch als Affe dargestellt, bzw. sieht man Affen als seine Boten an. Vielleicht kommt es daher, dass Affen gern in der Kleidung von Shintō-Priestern abge­bildet werden. Übrigens ist Beten hier relativ einfach, man nimmt einfach eines der Gebetstäfelchen zwischen die Hände und verbeugt sich entsprechend, fertig. Unter einem anderen Dach kann man dann noch vorher gekaufte Wunschtäfelchen aufhängen und damit um die Erfüllung des Wunsches bitten.

Am nächsten Tag wollten wir den Meiji-Schrein besichtigen. Es stellte sich daher die Frage, wie kommen wir da am Besten und vor allen Dingen am preiswertesten hin. Da Taxifahrten in Tokio ziemlich teuer sind, kam nur die Metro in Frage. Es gibt an den Stationen eine nützliche Broschüre über die Nutzung der Metro in englischer Sprache. Übersetzt sagt diese Broschüre in etwa folgendes: "Sie können mit Tokyo Metro wie Sensoji Temple (Asakusa), die den Scramble-Kreuzung (Shibuya), Kabukicho (Shinjuku), Tsukiji-Markt (Tsukiji), Kabuki-za (Higashi-Ginza) und Tokyo Tower zu den beliebtesten Plätze in Tokio kommen. Die Züge kommen sehr häufig, so gibt es keine Notwendigkeit, lange auf den nächsten Zug zu warten. Auf großen Linien, während der Rushhour am Morgen und Abend, kommen Züge alle 2-3 Minuten." Wenn man das System, allerdings sehr geduldig, erkundet hat, funktioniert das einwandfrei. Für 170 Yen, das sind etwa 1,50 €, p. Person kamen wir sehr einfach zum Meiji-Schrein. 

Der Meiji Schrein befindet sich in einem großen Park in Tokios Stadtteil Shibuya und ist dem beliebten Tenno (Kaiser) Meiji gewidmet, der von 1867 bis 1912 über das Land herrschte. Kaiser Meiji trat nach seiner Thronbesteigung selbst an die Spitz der Regierung, trieb die Modernisierung des Landes voran, führte öffentliche Schulen, Telegraphen und die Eisenbahn ein, baute moderne Universitäten und Krankenhäuser und machte Japan zu einer modernen Industrie und Seemacht. Er schaffte das alte Shogunat der Edo-Zeit ab und setzte die erste Verfassung des Landes in Kraft. Während seiner Regentschaft wurde der Regierungssitz von Kyoto nach Edo verlegt, das später in Tokio umbenannt wurde und damit Tokio zur Hauptstadt des Landes. Da der Schrein allerdings im Zweiten  Weltkrieg zerstört wurde, kann man heute nur die Rekonstruktion besichtigen. Uns fiel auf, dass es viele japanische Familien gibt, die in traditioneller Kleidung den Tempel besuchten und sich sehr gerne fotografieren ließen. In dem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass die Japaner überaus freundlich und hilfsbereit sind und die Freundlichkeit war keineswegs übertrieben, ebenfalls nachahmenswert. 

Auf dem Weg vom inneren Garten zurück zur Metro-Station wird der Weg rechts und links von Ballen und Fässern gesäumt. Bei näherem hinsehen stellte sich heraus, dass die bunten "Ballen" Sake-Fässer sind. Diese werden jedes Jahr von der Meiji Jingu Nationwide Sake Brewers Association als Dank an Kaiser Meiji und seiner Frau gespendet. Die Fässer gegenüber sind Weinfässer und wurden von Keltereien aus der Bourgogne aus dem gleichen Grund gespendet.

Ganz problemlos ging es dann auf dem gleichen Weg mit der Metro zurück zu unserem Hotel. Übrigens kann man in der ganzen Stadt an Getränke-Automaten für 100 Yen (0,88€) ein kleine Flasche Wasser ziehen, ein toller und preiswerter Service.

Am ersten Abend hatten wir ja noch Verpflegung im Flugzeug gehabt und keinen Hunger mehr. Aber an diesem Abend stellte sich uns die Frage, wo und vor allen Dingen WAS essen wir. Wir sahen einige Fischrestaurants mit für uns undefinierbaren Speisekarten und Sushi ist jetzt auch nicht unser Favorit. An einem kleinen Restaurant sahen wir dann eine kleine Schlange Menschen stehen. Wir dachten, hier gibt es vielleicht etwas gutes zu essen. Und richtig gedacht, durch die Fenster konnten wir sehen, was es zu essen gab und das ließ uns das Wasser im Mund zusammen laufen. Wir sahen richtig große Schüsseln mit Nudelsuppe, genau unser Ding. In der Schlange wartend man bekam eine Speisekarte mit Bildern und bestellte bereits draußen das Essen. Wir bestellten Shōyu-Ramen, die etwas schärfere Version (Ramen ist übrigens der Name für die Japanische Brühe). Es dauerte nicht sehr lange und zwei Plätze wurden frei und uns wurde die Nudelsuppe serviert. Eine Schüssel mit einem Durchmesser von ca. 23 cm, unglaublich. Auf dem Bild ist ein Maß eingefügt, damit man sich ein Bild von der Dimension machen kann. Es schmeckte ausgezeichnet, war entschieden zu viel und am Schluss bezahlten wir für unser Essen insgesamt 1760 Yen, mal gerade 15,50 €uro.

Am nächsten Tag beschlossen wir, den Asakusa-Schrein zu besichtigen. Da wir uns ja jetzt mit der Metro aus-kannten, kamen wir sehr einfach dorthin. Der Asakusa-Schrein ist ein Shintō-Schrein neben dem buddhistischen Tempel Sensō-ji im Stadtteil Asakusa . Er wurde im Jahr 1649 von Tokugawa Iemitsu errichtet. In ihm werden die drei Männer verehrt, die für den Bau des benachbarten Sensō-ji verantwortlich gewesen sein sollen. Der Legende nach sollen zwei von ihnen, die Fischer-Brüder Hinokuma no Hamanari und Takenari, im Jahr 628 eine Buddha-Statue im Sumida-Fluss gefunden haben. Die Fischer sollen die Statue in den Fluss zurückgeworfen haben, worauf sie aber jedes Mal aufs Neue aufgetaucht sein soll. Der Dorfvorsteher Haji no Atai Nakatomo, soll so ihre Heiligkeit erkannt und daraufhin den Tempel um sie herum errichtet, sowie die beiden Brüder zum Buddhismus bekehrt haben. Eine schöne Legende. Auch hier fiel uns auf, dass viele Japaner den Tempel in der traditionellen Kleidung besuchten und sich sehr gerne fotografieren ließen. Die Japaner wurden uns immer symphatischer.

Dann ging es wieder zurück Richtung Metrostation. Inzwischen hatten sich einen Menge Menschen in den schmalen Einkaufssträßchen angesammelt. Hier wird fast alles angeboten, von teilweise undefinierbarem Essen bis zu teurem Goldschmuck. Die glücksbringenden "Winke-Katzen", Stäbchen und Fächer findet man hier in den unterschiedlichsten Variationen. Übrigens nennt man diese Winkekatzen Maneki-nekos und sind heute besonders in Japan, China, Taiwan und Thailand beliebt. Sie werden bevorzugt in Eingängen von Läden, Restaurants, Bordellen und Lotterien aufgestellt, dort sollen sie mit ihrem unablässigen Winken Kunden anlocken. Auf Marktplätzen und Ausstellungen sollen sie finanzielles wie geschäftliches Glück bringen. In privaten Häusern werden sie gerne aufgestellt, um Wohlstand zu bringen und Unglück fernzuhalten. Ihre heutige Gestalt geht auf die Katzenrasse Japanese Bobtail zurück und soll die Wiedergeburt  der Göttin der Gnade, Kannon, sein. Legenden und Anekdoten um glückbringende Katzen gibt es in Japan etwa seit der Edo-Zeit  (1603–1867).

Mit der Metro, inzwischen kannten wir ja das Prozedere, fuhren wir dann noch zum Kaiserpalast. Der Kaiserpalast Tokio (皇居, Kōkyo, wörtl. "Kaiserliche Residenz") ist die Residenz des japanischen Kaisers, dem Tenno. Die Residenz liegt auf dem ehemaligen Gelände der Burg Edo im Zentrum von Tokio. Die Gebäude selbst kann man nicht betreten, das innere Palastgelände ist zudem ebenfalls ohne Anmeldung an zwei Tagen im Jahr zu-gänglich: dem Geburtstag des Kaisers (23. Dezember) und Neujahr  (2. Januar). Die östlichen Gärten sind für die Öffentlichkeit das ganze Jahr über ausgenommen Montags und Freitags, sowie einiger spezieller Tage geöffnet. Zum Kaiserpalast gelangt man über zwei Brücken: vom öffentlichen Vorfeld aus überquert man bei die steinerne Zweibogen-Brücke Seimon-ishibashi und kommt dann durch das Tor Nishi-no-maru Ōte-mon in die Gärten.

Auf dem Weg von der Metro zum Hotel kamen wir an einem ansprechenden kleinen Imbiss-Lokal vorbei. Es sah sehr sauber aus und die Bilder auf der Speisekarte sprachen uns auch an. Also gingen wir in das Lokal in der Hoffnung, dass jemand Englisch versteht aber der Versuch endete in der "Hände & Füße-Sprache". Letztendlich hat auch das funktioniert und wir wollten von den Bildern etwas bestellen. Das endete immer mit einem Kopfschütteln und der ältere Japaner hinter der Theke machte uns klar, dass man das Essen an einem in der Ecke stehenden Automaten aussuchen und vorher bezahlen müsse. Wir steckten also einen 1000 Yen-Schein in die Maschine, drückten auf der Taste das gewünschte Bild und siehe da, es wurde ein Bestell-Coupon und das Restgeld ordnungsgemäß ausgeworfen. An der Theke nahmen wir unser Essen in Empfang mit dem sehr deutlichen Hinweis "No Soja", Americans Soja and Ketchup, no no, not good. Das Essen schmeckte auch hier (ganz ohne Soja) sehr gut und wir freuten uns über eine nette Erfahrung mehr.

In unmittelbarer Nähe von unserem Hotel fanden wir gegen Abend das 82 Ale House. Die Einrichtung sah sehr europäisch und urgemütlich aus. Via Selbstbedienung gab es dann am letzten Abend in Tokio noch ein gutes Bier bzw. ein Glas Weißwein. Das schärfste war, dass man von unserem Tisch einen Fernseher sehen konnten auf dem die Deutsche Bundesliga lief. Die Welt wird immer kleiner und Sky kann man eben über Satellit fast auf dem ganzen Globus empfangen.

Am nächsten Morgen hieß es Sayonara Tokio und wir fuhren dann mit der Metro und dem Vorortzug nach Yokohama. Nach ca. 1 Stunde erreichten wir bei schlechtem Wetter den Hafen von Yokohama und unser Schiff, die Celebrity Millenium. Von außen betrachtet wirkte das Schiff schon sehr groß, obwohl nur es mit etwa 2400 Passagieren eher zu den mittleren Schiffsgrößen gehört.

Der Empfang auf dem Schiff fand bei einem Glas Sekt statt und wir erhielten unsere Kabinenkarten. Zunächst ein paar Angaben über das Schiff:

                                                   Baujahr 1999 - 90.228 BruttoRegisterTonnen

                                                   Länge 294,0m - Breite 32,2m - Tiefgang 8,0m

                                                   Maschinenleistung 39.000KW (53.025PS)

                                                   11 Passagierdecks - Höchstgeschwindigkeit 24,5Kn (45 Km/h)

Stellenweise merkte man schon, dass das Schiff schon etwas älter ist aber im großen Ganzen war schon alles in Ordnung. Die Bars luden zum Drink ein und das Spielcasino sah mit seinen einarmigen Banditen und den Spieltischen aus wie überall. Unsere Kabine war mit einem zusätzlichen kleinen Sofa geräumiger als erwartet und so konnte die Seereise beginnen. 

Nach dem Essen bot sich uns vom Oberdeck bei etwas aufklarendem Wetter ein toller Blick auf Yokohama mit einem bunt illuminierten Riesenrad. Am nächsten Tag hatten wir noch einen Tag in Yokohama und so hofften wir auf schönes Wetter, da wir noch ein wenig in der Stadt bummeln wollten.

Leider wurde ging unsere Hoffnung auf schönes Wetter nicht in Erfüllung. Es war weiterhin trübe und es sah sehr nach Regen aus. Wir wollten aber nicht den ganzen Tag auf dem Schiff bleiben und so machten wir uns auf den Weg nach Chinatown. Yokohama Chinatown (横浜中華街, Yokohama Chukagai) ist die größte dieser Art in Japan und liegt im Zentrum. Man findet dort eine große Anzahl von chinesischen Geschäften und Restaurants in den engen und bunten Straßen. Bunte Tore stehen an den Eingängen und fünf weitere Tore befinden sich innerhalb und die Kanteibyo ist ein grell farbiger Tempel im Zentrum von Chinatown. Die Hauptattraktion sind  jedoch die Speisen, die in vielen Restaurants und Essensstände angeboten werden. Beliebte Favoriten sind gedämpfte Brötchen (Manju), Ramen - Nudeln und eine breite Palette von anderen chinesischen Gerichten. Für uns sehr fremd war auch die Darstellung der verschiedenen Gerichte. Denn diese sind keineswegs echte Essen, sondern relativ kunstgerecht aus Plastik gemacht. Dann fing es wirklich an, zu regnen und wir mussten ohnehin zurück zum Schiff; die Seenotrettungsübung stand an. Bei dieser Übung bekommt man gezeigt wo man sich im Falle einer Evakuierung einzufinden hat, wie die Rettungswesten angezogen werden und wie eine Evakuierung an Bord vonstatten geht. Bei dieser Veranstaltung ist Anwesenheitspflicht, nicht selten wird es sehr peinlich für die Leute die nicht erscheinen, denn diese werden prominent über die Lautsprecher namentlich gerufen, während alle anderen Passagiere bereits an ihren Sammelstationen, die im Fachausdruck "Musterstationen" heißen, warten. Um dieser Peinlichkeit zu entgehen beeilten wir uns und wir waren rechtzeitig zur Übung auf dem Schiff. Und dann hieß es ablegen und die Kreuzfahrt ging endlich los. Sayonara Yokohama.

Unser erster Stop war Shimizu und die Stadt gab sich sehr viel Mühe mit der Begrüßung der Gäste. Aber auch das konnte nicht über das "Sauwetter" hinweg täuschen. Es war einfach richtig ungemütlich. Gott sei Dank hat uns das nicht tangiert, da wir wieder einmal ein nicht so tolles Erlebnis hatten. In der Nacht ließ uns ein merkwürdiges Geräusch nicht zum Schlafen kommen und alle rätselten, was das wohl sei. Wie auch immer, am nächsten Morgen hatten wir einen Termin beim Guest-Relation-Manager. Man entschuldigte sich vielmals, schrieb uns die gebuchte Besichtigungstour unserem Bordkonto gut und gab uns als Entschädigung eine Balkonkabine auf Deck 9. So war also umziehen angesagt und wir freuten uns auf ein "kostenloses" Upgrade auf eine Balkonkabine. 

Die nächste Station war dann Kobe. Kobe ist eine Großstadt auf der Insel Honshu mit ca. 1,5 Mio. Einwohnern auf einer Fläche von 550.000 km² und hat einen der größten Seehäfen Japans. Der Empfang in Kobe war außergewöhnlich, eine Kapelle spielte und viele Zuschauer winkten auf den Balkonen des Hafenzentrums. Kurz vor Festmachen des Schiffs ließen dann noch einige Helfer 2 Kaskaden Luftballons steigen. Man schien sich wirklich auf unser Erscheinen zu freuen. So etwas hatten wir vorher noch nicht erlebt und von unserer neuen Balkonkabine konnten wir das Ganze wunderbar verfolgen. Leider war uns der Wettergott auch hier nicht gesonnen und so begnügten wir uns, mit dem kostenlosen Shuttle-Bus in die Stadt  zu fahren. Wir bummelten durch die Geschäftsstrassen und fanden auch diverse Stände, wo Kobe-Rind verkauft wurde. Zu Kobe-Rind ist zu sagen, dass das Fleisch das teuerste Rindfleisch der Welt ist. Ein Kilogramm echtes Kobe-Rindfleisch kostet 400 bis 600 Euro, manchmal sogar noch mehr. Neben der sehr aufwendigen Zucht bestimmen auch die restriktiven Qualitätsmerkmale für echtes Kobe-Rind den Preis. Das Fleisch der Rinder hat eine besonders mürbe Struktur und eine exzellente Marmorierung mit feinen Fettäderchen. Dieses Rindfleisch ist das am stärksten marmorierte Fleisch aller Rinderrassen und hat außerdem den geringsten Anteil gesättigten Fettsäuren. Trotzdem haben darauf verzichtet; eine kleine Portion von diesem Fleisch für 5.000 Yen ~ 45,00 € war uns einfach viel zu teuer.

In Kobe hatten wir noch einen weiteren Tag zur Verfügung. Daher beschlossen wir, mit dem Zug nach Osaka zu fahren. Von unseren Fahrten in Tokio bestens trainiert, war das hier auch kein Problem und es gab auch hier immer einen sehr freundlichen und hilfsbereiten Japaner. Zu Osaka ist zunächst zu sagen, dass die Stadt mit etwa 2,6 Millionen Einwohnern nach Tokio und Yokohama die drittgrößte Stadt Japans ist und laut der Forbes-Liste der World's Most Expensive Cities To Live von 2009 ist dort das Leben das zweitteuerste der Welt nach Tokio. Naja, man wird sehen. Zunächst fuhren wir vom Hafen mit dem Portliner zum Bahnhof Kobe-Sannomiya. Dort lösten wir an einem Automaten Tickets für den Zug "Tokaido-Sanyo Line" nach Osaka Sation Umeda und dort hieß es noch einmal umsteigen in die Osaka Loop Linie. Diese fährt im Uhrzeigersinn rund um Osaka und wir mussten dann an der Station Oskajokoen aussteigen (Wir beschreiben das so exakt, damit andere Besucher den Weg einfacher finden). Direkt am Bahnhof fuhr dann eine von diesen Touristenbähnchen zum Ziel unserer Wünsche, der Osaka-Burg. Diese Burg ist eine von Japans berühmtesten Burgen und eines der bekanntesten Wahrzeichen. Sie hat ungefähr einen Quadratkilometer Grundfläche, ist auf zwei erhöhten Plattformen gebaut die von jeweils einem Burggraben umgeben werden. Bei der Restaurierung Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die zerstörte Burg fast komplett aus Beton neu errichtet und hat seit der Sanierung 1997 sogar einen Aufzug. Kurz gesagt, diese Burg ist einfach schön anzusehen. Dann mussten wir aber wieder zurück nach Kobe, da das Schiff nicht auf uns warten würde.

Auf dem Schiff dann eine Durchsage vom Kapitän, ein Taifun würde unseren Weg kreuzen und wir müssten mit Seegang rechnen. Er kreuzte dann noch mehrere Stunden in der Bucht von Kobe, um zu warten bis der Taifun so ziemlich vorbei war. Dann ging es auf's offene Meer und man merkte schon, dass wir noch die Ausläufer des Taifuns mit bekamen. Es schaukelte ziemlich heftig aber dank der guten Schiffsstabilisatoren war es für uns zumindest gut zu ertragen. Andere Passagiere mögen das nicht so gesehen haben und die bereitgestellten speziellen "Tütchen" genutzt haben.

Unser nächster Stop war die Hafenstadt Kochi. Sie ist mit etwa 350.000 Einwohnern eher eine kleine Stadt in Japan und liegt  auf der Insel Shikoku an der Mündung des Flusses Kagami . Zum Stadtbild gehört eine bekannte kleine rote Brücke und der Tempel Chikurin-ji und die Burg Kochi. Auch hier war der Empfang außergewöhnlich und wahnsinnig freundlich. Am Kai stand eine Abordnung der Stadt mit Bürgermeister und anderen Oberen, die teilweise Reden hielten, einfach irre. Die Stadtverwaltung stellte außerdem kostenlose Shuttle-Busse zur Verfügung und so machten wir uns bei gutem Wetter auf, diese Stadt ein wenig zu erkunden. Zunächst mussten wir natürlich zur roten Brücke und stellten fest, sie ist wirklich sehr klein aber immerhin sehenswert. Wir bummelten durch die Hauptstraße und fanden den relativ kleinen Tempel Chikurin-ji und auch die besondere Art der "Gebetsvereinfachung", die Gebetstäfelchen.

Dann hatten wir noch einen tollen Blick auf die Burg Kochi, ein beeindruckendes Gebäude. Kōchi ist eben eine ehemalige Burgstadt und die Burg Kochi ist im Gegensatz zu anderen Burgen Japans keine Replik der Nachkriegszeit, sondern im Original erhalten.

Auf dem Rückweg zum Schiff kamen wir noch an einem "Fresstempel" der besonderen Art vorbei. Es war eine Art Markthalle mit Imbiss-Ständen in Reihe und die Japaner saßen an langen niedrigen Tischen und verzehrten, natürlich mit Stäbchen, das gekaufte Essen aus Plastik- oder Pappschalen. Das Hauptangebot bestand aus den unterschiedlichsten Fischarten, die meisten davon uns völlig unbekannt. Wir verzichteten auf das Angebot und fuhren mit dem Shuttlebus zurück zum Schiff, wo es eindeutig identifizierbares Essen gab. Als das Schiff dann ablegte wurden wir über Lautsprecher mit einem lautstarken Saynoara verabschiedet, wirklich gänsehautmäßig einmalig und toll.

Kagoshima war dann der nächste Halt. Kagoshima ist eine Hafenstadt an der Südwestspitze der Insel Kyushu am Westufer der 70 km tief in die Insel eingeschnittenen Kagoshima-Bucht. In der Mitte der Bucht befindet sich der noch aktive Vulkan Sakura-jima. Die Stadt leidet, wie die gesamte Umgebung, unter dem ständigen Ausstoß der Vulkanasche und der Vulkan findet sich auch im Wappen der Stadt wieder. Von der Asche haben wir Gott sei Dank nichts gemerkt und konnten die Stadt bei Sonnenschein genießen. Kagoshima ist geprägt von der Nahrungsmittel-, Porzellan- und Textilindustrie und  ist seit dem 8. Jahrhundert bekannt.

In der Nähe liegt das Uchinoura Space Center, das  ist ein 1962 gegründeter Weltraumbahnhof. Von diesem Space Center werden vor allem wissenschaftliche Satelliten gestartet. Zusätzlich gibt es hier Antennen zur Kommunikation mit interplanetaren Raumsonden mit Spiegeldurchmessern bis über 30 m. Wir wollten aber zu einem alten Tempel und den konnten wir nur mit der Straßenbahn erreichen.

Da wir nur bis zur Endstation fahren mussten, war es in diesem Fall sehr einfach. Wir rätselten dann noch wo der kleine Tempel denn liegen würde und so marschierten wir einfach los. Und wir fanden das gesuchte Gebäude, liegt der kleine Tempel doch regelrecht umbaut von einem modernen Mietshaus etwas versteckt. Zunächst machte er auch einen sehr nüchternen Eindruck, aber nachdem wir einfach eine Tür aufmachten fanden wir dahinter ein kleines Schmuckstück. Nachdem wir uns ausgiebig umgesehen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zurück und fuhren mit der Straßenbahn zu einer Fußgängerzone. Interessanterweise fanden wir auch hier so etwas wie einen 1 € Laden, nur heißt er eben in Japan 100 Yen Shop. Mussten wir uns natürlich ansehen und waren froh, dass wir mit dem Schiff und dem Flugzeug unterwegs  waren. In diesem Geschäft gab es so viele tolle Sachen, die wir einem Geschäft bei uns noch nie für diesen Preis gesehen haben. Dann haben wir uns noch in einer Bank mit einem Roboter "unterhalten". Es war unfassbar, er sprach uns an, bewegte den Kopf und die Arme und war dann offensichtlich ungehalten, dass er keine vernünftige Antwort bekam. Da das Ganze auf Japanisch ablief war die Einseitigkeit der Unterhaltung einfach vorprogrammiert. Trotzdem war es noch ein nettes Erlebnis, bevor wir wieder zum Schiff mussten.

Bei wunderbarem Wetter und mit einem tollen Sonnenuntergang legten wir ab. Es war Zeit für das Abendessen und anschließend, wie fast jeden Abend, in die Rendez-Vous Bar zum schwofen. Eine wirklich gute Band aus Polen spielte tolle Bar-Musik und man konnte richtig gut abtanzen.

Wir erreichten Nagasaki am frühen Morgen bei ziemlich durchwachsenem Wetter. Nagasaki (jap. 長崎市) hat etwa  450.000 Einwohner und war ursprünglich ein kleines Fischerdorf im Kreis Nishisonogi. Nach der Ankunft der Portugiesen in der zweiten Hälfte des 16. Jh. wurde es zu einer bedeutenden Hafenstadt. Um 1500 verschlug es ein Schiff aus Malakka an die Küste von Nagasaki. Die an Bord befindlichen portugiesischen Kaufleute überreichten zum Dank für die Unterstützung der Einwohner einige Gewehre. Dies gilt als erster direkter Kontakt zwischen Japanern und Europäern und als Beginn der Geschichte der Feuerwaffen in Japan. Eine sehr traurige weltweite Bekanntheit erlangte Nagasaki als Ziel des zweiten kriegerischen Atombomben-abwurfs am 9. August 1945. Ursprünglich hatten wir vor, das Atombomben-Museum zu besuchen. Wir haben dann aber darauf verzichtet, da wir das Leid der Bevölkerung bereits in vielen Dokumentationen gesehen hatten. Statt dessen sind wir durch den netten Ortsteil am Hafen spaziert und haben doch wirklich zu unserer großen Freude ein japanisches Wohnmobil gesehen. Und dann kam der Abschied von Japan - auf eine ganz spezielle Art. So um 4 Uhr nachmittags mussten dann wirklich alle Passagiere vom Schiff und sich in einer endlos langen Reihe vor einem Abfertigungsgebäude aufstellen. Bis 2500 Menschen vom Schiff sind, dauert schon eine lange Zeit und erst als auch wirklich alle vom Schiff waren, wurde das Gebäude geöffnet und wir mussten alle mit unserem Pass offiziell aus Japan ausreisen. In dieser extremen Form haben wir das noch nie erlebt - japanische Gründlichkeit eben. Aber dann hieß es endgültig Sayonara Japan und Hallo (Eoi) Südkorea.

Bei gutem Seegang und strömenden Regen erreichten wir gegen 9:00 Uhr die Insel Jeju von Südkorea. Wir hatten uns einen etwas freundlicheren Empfang in Südkorea gewünscht, aber Wünsche gehen halt nicht immer in Erfüllung und wahrscheinlich war an dem schlechten Wetter auch Nordkorea schuld. So fuhren wir einfach mit einem Shuttle-Bus in die Stadt und konnten einen kurzen Blick auf eine Tempelanlage werfen. Dann aber sahen wir doch noch etwas relativ Einmaliges, ein kilometerlanges Einkaufszentrum unter der Straße. Das Angebot dort war bis auf wenige Ausnahmen ausgesprochen westlichen Charakters und die Preise waren auch nicht sehr günstig. Zurück auf dem Schiff zeigte sich dann kurz vor dem Auslaufen doch noch die Sonne.

Der zweite Stop in Südkorea war Busan. Busan (부산, frühere Schreibweisen: Pusan; Fusan) mit ca. 3,8 Mio. Einwohnern ist nach der Hauptstadt Seoul die zweitgrößte Stadt Südkoreas und liegt am südöstlichen Ende der Koreanischen Halbinsel an der Küste des Japanischen Meeres. Der Name Busan bedeutet etwa "Kesselberg" und spielt auf die Geländegestalt an. Wie bei einem Amphitheater ist dies eine Ebene an der Küste, die von einer Bergkette umgeben ist. Die Millionenstadt ist eine der führenden Industriestädte des Landes: Textil- und Bekleidungsindustrie, Schuhproduktion, Nahrungsmittelverarbeitung u.a. Fisch und Meeresfrüchte (großer Fischereihafen), Maschinenbau, Schiffsmaschinenbau, Fahrzeug- und Schiffbau, Holzindustrie, chemische und pharmazeutische Industrie, Gummiprodukte, Elektroindustrie (u.a. Rundfunk- und Fernsehgeräte). Wir machten uns per Bus mit einer tollen Innenbeleuchtung auf, die Stadt ein wenig zu erkunden. Es ist dort sehr bunt und in den Straßen werden allerlei seltsame Dinge zum Verzehr angeboten (getrockenete Tintenfische und irgendwelche Maden), sehr gewöhnungsbedürftig. Ebenfalls einmalig in der Welt dürfte die U-Bahn-Bibliothek sein. In der U-Bahn gibt es wirklich eine Bibliothek, in der aus offenstehenden Regalen Bücher für das Lesen während der Fahrt geliehen und anschließend zurückgegeben werden können. Bei uns wäre das undenkbar; die Regale wären wahrscheinlich nach kurzer Zeit leergeräumt.

Der Jagalchi Fischmarkt (자갈치 시장) ist ein wahres Muss in Busan. Unmengen an Fischen und anderen Meeresfrüchten werden an kleinen Marktständen verkauft. Von giftigen Kugelfisch, bis zu riesigen Krabben sieht man alles. In der Halle selbst stellt man fest, dass jeglicher fischiger Geruch fehlt, alles wird ständig mit frischem Wasser auf einem guten Niveau gehalten und sieht sehr sauber aus. Außerhalb vom Markt hingegen wird man dann doch von einem leichtem Fischgeruch begleitet. Trotzdem ist diese Halle, auch für Nichtkenner, sehr empfehlenswert.

Und dann war auch schon die letzte Etappe dieser Schiffsreise gekommen. Nach Shanghai hatten wir noch einen Seetag, sodass wir einerseits Zeit hatten, die Koffer zu packen und natürlich andererseits, genügend Abschied von Bekannten und der Band zu feiern. Natürlich mit den Worten: "Wir sehen uns sicher mal wieder auf dieser Welt"- man wird sehen.

Dann endlich der Hafen von Shanghai. Da wir bereits zu Hause ein Visum für China beantragt und auch erhalten hatten, ging es sehr zügig von Bord. Wir hatten das erste Mal probiert, unser Gepäck alleine vom Schiff zu bringen und müssen im Nachhinein sagen, es hat ganz vorzüglich funktioniert. Wir konnten ohne große Wartezeiten gegen 8:30 Uhr vom Schiff gehen. In der Halle war alles sehr gut organisiert von den Chinesen; am Ausgang zu den Taxen wurde notiert wo man hinwollte und dieser Zettel (natürlich auf Chinesisch) wurde dann an den Taxifahrer weitergereicht und los ging's.

Nach etwa 1 Stunde Fahrzeit, es war Rush-Hour mit Stop and Go, erreichten wir unser Hotel. Beim bezahlen dann noch eine eher lustige Begebenheit, wir wollten den Fahrer irrtümlich mit Dirham aus Dubai bezahlen. Diese hat er verständlicherweise kategorisch abgelehnt und wir schauten zunächst etwas betreten drein. Dann aber haben wir unseren Irrtum bemerkt und mit Chinesischen Yuan bezahlt. 120 Yuan kostete die ganze Fahrt, das sind etwa 16,00€, sehr preiswert. Das Hotel hatten wir nicht zuletzt auch wegen der günstigen Lage ausgesucht und der Blick von der Hotel-Lobby bestätigte auf eine schöne Art und Weise unsere Wahl. Diese Aussicht auf die Altstadt und die Wolkenkratzer war einfach gigantisch.

Kurz vor der Abreise hatten wir erfahren, dass genau in der Zeit in China "Golden Week" ist. Wir erforschten dann auch was das heißt. Das heißt, dass 1,3 Milliarden Chinesen eine Woche Urlaub haben und natürlich verreisen wollen. Bilder im Internet ließen uns dann vorausschauen, was uns erwarten sollte. Diese Golden Week fing also Samstag an und so hatten wir etwa 2 Tage Zeit, uns das Nötigste anzusehen.

Doch zunächst etwas über die Stadt: Shanghai (上海) ist die bedeutendste Industriestadt der Volksrepublik China und eine der größten Städte der Welt. Zu Shanghai gehören außer der Innenstadt mit etwa 15 Millionen Einwohnern zahlreiche umliegende, bis 50 km entfernte Stadtbezirke mit weiteren etwa 8 Millionen Einwohnern. Während die Innenstadt hohe Bebauungsdichte und geschlossene Siedlungsform hat, dominiert in den Randbezirken ländliche, eher provinzielle Siedlungsstruktur. Von den insgesamt etwa 23 Millionen Einwohnern (Volkszählung 2010, heute dürften es einige Millionen mehr sein) sind 15,9 Millionen registrierte Bewohner mit ständigem Wohnsitz und 7,1 Millionen temporäre Bewohner mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung. Shanghai ist eine regierungsunmittelbare Stadt, das heißt, sie ist direkt der Zentralregierung unterstellt, und ihr Status entspricht dem einer Provinz. Ihr nur 6340,5 km² (2012) großes Gebiet wird durch andauernde Landgewinnung am seichten Bankett des Kangtsekiang-Trichters stetig leicht größer. Der Hafen von Shanghai ist mit etwa 35 Mio. TEU (Standart-Container) pro Jahr der größte Containerhafen der Welt und auch nach Gesamtumschlag ist der Hafen mit 750 Millionen Tonnen Waren der größte.

So machten wir uns auf den Weg, den Yu-Garten ( 豫園) zu besichtigen. Zunächst landeten wir in dem sehr schönen City-Tempel (上海城隍廟) von Shanghai, der Eintritt kostete ganze 10 Yuan p.Person (etwa 1,35€). Nach dem Tempel ging es dann weiter zum Yu-Garden und wir stellten fest, dass der Eintritt auch für den Garten galt - sehr, sehr moderate Preise für uns Touristen. Die Goldene Woche hatte auch schon ihre Schatten voraus geworfen, es wurde zusehends voll und voller. Der Yu-Garten wurde zu Zeiten der Ming Dinastie von Pan Yunduan errichtet, der seinen älterwerdenden Eltern einen Ort zur Erholung bieten wollte. "Yu" bedeutet "Frieden und Gesundheit" und "Yuan" ist der Garten. Es dauerte 18 Jahre (1559 - 1577) bis der Garten vollendet war. Nach dem Tod von Pan Yunduan begann der Garten zu verwahrlosen und wurde zu Zeiten des Opium Krieges und auch während des Taiping Aufstandes schwer beschädigt. 1956 beschloss die Regierung, den Garten zu renovieren und 1961 wurde er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Garten ist einen ausgiebigen Besuch wert. Pavillions, Hallen, Steinbauwerke und Teiche zeigen die exzellenten Handwerkskünste aus der Ming und Qing-Dynastien Südchinas auf. Und dann erreichten wir das Ziel unserer Wünsche den zentralen See. Im Herzen des Sees (Huxinting) befindet sich das Teehaus. Das Teehaus ist über die Jiuqu Brücke zu erreichen und wie der Name schon verrät, hat die Brücke neun Biegungen. Nach chinesischem Glauben können böse Geistern nicht um die Ecke gehen und können daher nicht zum Teehaus gelangen. Ein Besuch im Teehaus und eine Tasse Tee lohnen sich, besonders wenn man Glück hat und einen Platz direkt am Fenster ergattert. Wir hatten das Glück, ein Platz am Fenster zu bekommen. Der Tee war zwar unverschämt teuer, aber der Blick auf das Treiben war die Sache wert.

Am nächsten Tag, 1 Tag vor Beginn der Goldenen Woche, bummelten wir durch die Straßen und Gäßchen der Altstadt. Viele Juwelier-Geschäfte warten auf Kundschaft und wir wurden wiederholt aber natürlich erfolglos von Schleppern dieser Läden angesprochen. Uns interessierten viel mehr die kleinen Läden die alle möglichen Sachen anboten, von Getränken, seltsamen Speisen über Gaskocher und natürlich Selfie-Sticks für's Handy in allen möglichen Variationen. Am Straßenrand waren eine riesige Menge von Fahrrädern und Mopeds abgestellt, einige davon waren recht abenteuerliche Konstruktionen.

Dann hatten wir plötzlich das Bedürfnis nach etwas zu essen. Ein Selbstbedienungsrestaurant erweckte unsere Aufmerksamkeit. An einer langen Theke konnte man sich mit allen möglichen Dingen bedienen, aber das waren für uns etwas undefinierbare Dinge. Dann sahen wir in einer Ecke, dass ein Koch Nudelsuppe zurecht machte. Mit Gesten und Finger zeigten wir dem Koch, was wir haben wollten - und es funktionierte. Wir bekamen wieder eine ziemlich große Schüssel mit Brühe und Nudeln und es schmeckte sehr gut. Mit Stäbchen die Nudeln aus der Brühe fischen geht natürlich nur mit Schlürfen, aber das ist in China völlig normal.

Die "Golden Week" hatte angefangen und wir stellten fest, dass die großen Menschenmassen sich erst ab etwa 13:00 Uhr durch die Straßen walzten. So machten wir uns am frühen Morgen mit der Metro auf den Weg zum Künstler-Viertel Tian Zi Fang. Zur Shanghai Metro ist zu sagen, dass sie mit ca. 550 km nach der U-Bahn in Peking das zweitlängste und eines der am schnellsten wachsenden U-Bahn-Systeme der Welt ist. 2012 z. B. wurden 2,276 Milliarden Fahrgäste befördert, nur 0,184 Milliarden weniger als in Peking. Der Kauf von Einzelfahrkarten ist an Touchscreen-Automaten in englischer Sprache möglich und müssen sehr gut aufbewahrt werden. Einzelfahrscheine werden, wie in manchen ande­ren Großstädten, auch noch am Ende der Fahrt zum Verlassen der Metrostationen benötigt. Nicht chinesisch sprechende Fahrgäste, die versuchen, Stationen ohne Fahrkarte zu verlassen, können außerhalb der Kernstadt und der großen Umsteigebahnhöfe langwierigere Probleme mit kontrollierenden Milizionären und Sicherheitspersonal bekommen.

An der Metrostation brauchten wir zuerst einmal etwas zu trinken. In einem Straßencafé konnten wir sehr bequem dem Treiben auf der Straße zusehen und die heftig gestikulierenden Polizisten bewundern. Doch dann stürzten wir uns in das Viertel. Tianzifang oder Tian-Zi-Fang ist eine touristische Kunsthandwerk-Enklave, die von vielen Touristen aber auch Einheimischen besucht wird. Es gibt dort eine Unmenge kleiner Läden, Bars und Imbiss-Stuben. Überaschenderweise sahen wir eine Bar, die Erdinger Bier und "Glühwein" verkaufte. Die Welt ist schon irgendwie verrückt. Das Viertel ist so verschachtelt, dass man sich leicht verlaufen kann. So ist es uns passiert, wir sind abgebogen und abgebogen und wieder um eine Ecke und dann, ja dann….. sahen wir Gott sei Dank ein erlösendes Schild "Exit". Dann waren wir sehr schnell wieder aus dem Viertel draußen, aber an einer ganz anderen Straße. Ein Metroschild rettete uns und wir konnten sehr schnell zurück zu unserem Hotel fahren. Die goldene Woche kam an der Metrostation gegenüber von unserem Hotel voll zum Tragen. An den Ticket-Automaten drängelten sich Hunderte von Menschen, das totale Chaos.

Am nächsten Morgen wagten wir dann eine Fahrt mit einem Doppeldecker-Besichtigungsbus durch Shanghai. Zum Glück gab es in der Nähe von unserem Hotel eine Haltestelle von diesem Bus, er war hier noch nur spärlich besetzt. Das sollte sich einige Stationen weiter aber noch drastisch ändern, sogar Stehplätze wurden verkauft. Wir hatten die besten Plätze, oben ganz vorne an der Frontscheibe, ergattert und diese haben wir auf der ganzen Rundfahrt nicht mehr verlassen. Die Menschenmassen, die wir von oben sahen waren unglaublich und haben uns jegliche Lust auf ein zwischenzeitliches Aussteigen genommen. Was wir auf dieser Fahrt gesehen haben war für uns völlig ausreichend, haben wir doch einen ziemlich umfassenden Eindruck von Shanghai bekommen.

Ein letztes Mal wagten wir uns am Vormittag auf die schon recht ordentlich "gefüllten" Straßen. Wir wollten einfach noch einmal das einmalige Flair genießen und uns anschauen, was an den einzelnen Ständen an Essen angeboten wurde. Es war für uns immer noch ziemlich suspekt und wollten eigentlich auch nicht so genau wissen, was und woher das einzelne Angebot ist. Laut Touristenführer soll es zwar heiße Fladen mit Frühlingszwiebeln gefüllt, gebackene Süßkartoffeln oder typisches Shanghaier Straßenfrühstück, bestehend aus gedämpften unterschiedlich gefüllten Brötchen, geben, aber wir haben vergebens danach gesucht. Wie bereits gesagt, nur für uns Undefinierbares haben wir gefunden.

Wir haben uns dann lieber in den kleinen Nebengässchen umgesehen und das Warenangebot bewundert. Witzig war, dass das eigentlich nur ein paar Meter von den Touristenstraßen entfernt ist und wir hier die einzigen Touristen waren. Hier waren wir irgendwie im "wirklichen" Leben gelandet. Die Menschen kauften in Pantoffeln das ein, was sie wohl gerade zum Kochen brauchten. Es wurde viel, und vor allem laut, geredet und gehandelt. Es gab mittendrin Baustellen, kleine Essensstände und das Tolle war, keiner schaute uns blöd an, sondern man lachte uns an und wir durften ohne weiteres fotografieren. Anders als in den übervölkerten großen Straßen, dort waren wir wohl die "Exoten". Wir wurden von vielen Chinesen, offensichtlich vom Land, ungeniert von oben bis unten gemustert. Wahrscheinlich wurden wir auch noch nie so oft mit dem Smartphone fotografiert, auch eine tolle Erfahrung.

Dann war der letzte Abend unserer Reise gekommen. Wir hatten auf unserer Etage eine kleine Lounge mit einem großen Panorama-Fenster. So konnten wir bei einem Glas Wein noch einmal den Blick auf den beleuchteten Yu-Garten und die Leuchtreklamen an den Wolkenkratzern bestaunen und genießen. Es war wieder einmal eine einmalige Reise mit sehr vielen Eindrücken und wird uns lange in Erinnerung bleiben.